Schreiben M. Plancks vom 17. Februar 1944 an den amtierenden Akademiepräsidenten H. Grapow über seine Bemühungen zum Erhalt des Ordens pour le mérite nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten

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19 Gutshof Rogätz (Elbe) Bez. Magdeburg
17.2.44

Sehr geehrter Herr Grapow!

Ihre Mitteilung vom 11. d. M. (Nr. 360/44), daß die Frage angeregt wird, Herr Sven Hedin den Orden Pour le mérite zu verleihen, hat mich sehr überrascht. Denn bisher sind alle meine versuche, als Kanzler des Ordens, um die Genehmigung zur Veranstaltung von Neuwahlen in den Orden zu erhalten, völlig ergebnislos geblieben.
Ich hatte sogleich nach der Machtübernahme, im Jahre 1933, zuerst beim Reichserziehungsminister, dann beim Reichsmarschall Göring, dann beim Chef der Reichskanzlei Staatssekretär Meissner, um diese Genehmigung nachgesucht, aber jedesmal in einem besonderen Schreiben eine glatte Ablehnung erfahren, so daß ich das Schicksal des Ordens als endgültig entschieden annehmen mußte.
Wenn nun eine Verleihung des Ordens an Sven Hedin in Betracht gezogen wird, so müßte ja eine Neuwahl erfolgen. Ich selber kann garnichts dafür tun. Denn mir sind in dieser Beziehung die Händen gebunden, daher werde ich abwarten, ob diese Sache von irgend einer Seite wieder an mich herankommt.
Es wäre ja nicht das erste Mal, daß eine Maaßnahme, die auf normalem Wege nicht zu Stande kommt, in Folge von Einflüssen politischer Art ohne Schwierigkeit ihre Erledigung findet.
Leider muß ich bis auf weiters Berlin fern bleiben. Denn mein Haus dort ist durch Bombenabwürfe total zerstört worden. Aber Gottlob habe ich hier in Rogätz bei großherzigen Freunden mit meiner Frau eine behagliche und erholsame Unterkunft gefunden.

Mit bestem Gruß Ihr stets ergebener
M. Planck
Quelle
Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Bestand Preußische Akademie der Wissenschaften, II-X-17, Bl. 238
behändigte egh. Reinschrift, mit Bearbeitungsvermerken von H. Grapow und H. Scheel