Schreiben M. Plancks vom 15. Juli 1925 an den Rektor der Universität Berlin K. Holl über die Gefährdung der Teilnahme an der 200-Jahrfeier der Russischen Akademie der Wissenschaften

zum Inhaltsverzeichnis

vorheriges | nächstes Dokument

Text

145r

145v
 blättern PDFWord
Berlin, 15. Juli 1925

An den Rektor der Universität Berlin
Herrn Geheimen Konsistorialrat Professor
D. Dr. Holl
Magnifizenz

Berlin C.2
Universitätsgebäude

Im Hinblick auf die im September des Jahres stattfindende Jubiläumsfeier der russischen Akademie der Wissenschaften möchte ich nicht unterlassen, Euer Magnifizenz die Befriedigung zum Ausdruck zu bringen, welche die Akademie der Wissenschaften darüber empfindet, daß Sie, wir mir von kollegialer Seite mitgeteilt wurde, Veranlassung genommen haben, an maßgebender Stelle auf die ernste Bedeutung hinzuweisen, welche das kürzlich in Moskau gegen deutsche Studirende gefällte Bluturteil für die Beteiligung der deutschen Universitäten an jener Feier besitzt. Wenn auch das Interesse der Akademien der Wissenschaften nicht so unmittelbar wie das der Universitäten von diesem Ereignis betroffen wird, so kann es doch keinem Zweifel unterliegen, daß auch für alle im Kartellverband vereinigten Akademien, welche gegenwärtig ihren Vorort in Berlin haben, die Freudigkeit der Stimmung, mit der sie der Einladung nach Leningrad und Moskau gefolgt sind, ja vielleicht sogar die Teilnahme an der Feier selbst, ernstlich gefährdet werden könnte, falls jene Angelegenheit sich weiter in unerfreulichem Sinne entwickeln sollte. Lassen Sie mich indessen der zuversichtlichen Hoffnung Raum geben, daß diese Wolken politischer Art bald zum Verschwinden gebracht werden und die schöne Feier durch einen derartigen Zwischenfall keine Trübung erleiden möge.

Der Vorsitzende Sekretar
P.
Quelle
Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Bestand Preußische Akademie der Wissenschaften, II-XIII-12, Bl. 145
egh. Konzept M. Plancks