Berlin, 11. Mai 1920

Die Unterzeichneten beehren sich, die Wahl des ordentlichen Professors der theoretischen Physik an der Universität Berlin, Dr. Max von Laue, zum ordentlichen Mitglied der phys. math. Klasse in eine der beiden zur Zeit unbesetzten „freien Stellen der Statuten von 1881“ in Vorschlag zu bringen.
Dr. M. v. Laue, geb. am 9.10.1879 in Ehrenbreitstein, erhielt seine wissenschaftliche Ausbildung an den Universitäten Straßburg, Göttingen, München und Berlin, woselbst er im Jahr 1903 promivirte, mit einer theoretischen Untersuchung über Interferenzerscheinungen von planparallelen Platten. Mit dieser Arbeit, in welcher er durch eine eindringende kritische Analyse die Tragweite der aus interferometrischen Messungen abzuleitenden Schlüsse systematisch untersuchte und nach allen Richtungen klarstellte, wurde er schon auf das Gebiet geführt, auf dem ihm später seine größten Erfolge erwachsen sollten.
Nach seiner Habilitation an der hiesigen Universität wandte er sich nach München, und dort gelang ihm die Verwirklichung einer Idee, mit der er sich schon Jahre vorher getragen hatte und die er mit der ihm eigenen zähen Energie, sowohl bei der Ueberwindung der damals nicht unerheblichen experimentellen Schwierigkeiten als auch gegenüber dem skeptischen Urteil mancher Fachgenossen unbeirrt festhielt: der Idee, daß es möglich sein müsse, wie die Lichtstrahlen durch künstliche ebene Liniengitter, so auch die viel kurzwelligeren Röntgenstrahlen durch die entsprechend feineren natürlichen Raumgitter, wie sie jeder Kristall darbietet, zur merklichen Interferenz zu bringen.
Durch diese Entdeckung, welche der von H. Hertz vollzogenen Erweiterung des Spektrums nach der entgegengesetzten Seite der langen Wellen ebenbürtig an die Seite tritt und wie diese der Ausgangspunkt eines ganz neuen Zweiges der Physik: der Röntgenspektroskopie, geworden ist, war der Weltruf Laue’s begründet und ihm ein Ehrenplatz in der Reihe der führenden Physiker gesichert.
Bald folgte er einem Rufe als Extraordinarius nach Zürich, hierauf einem solchen als Ordinarius nach Frankfurt, von wo er im Herbst vorigen Jahres nach Berlin übersiedelte. Wenn auch seine weitere wissenschaftliche Tätigkeit in erster Linie dem Ausbau des von ihm erschlossenen Gebiets galt, so führte ihn doch seine vielseitige mathematisch-physikalische Bildung und sein Bedürfnis, allen Problemen bis auf den letzten erreichbaren Grund zu gehen, auch auf andere Gebiete seiner Wissenschaft. Insbesondere hat er zur Anwendung der Thermodynamik und der Statistik auf Energiestrahlung und Elektronentheorie in zahlreichen Einzelabhandlungen wichtige Beiträge geliefert und auch eine originelle, namentlich für Physiker wertvolle Darstellung der Einsteinschen Relativitätstheorie ausgearbeitet. Laue’s Eintritt in die Akademie würde in der gesammten physikalischen Welt als eine wohlverdiente, selbstverständliche Anerkennung der Bedeutung seiner wissenschaftlichen Persönlichkeit aufgenommen werden.

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