Berlin, 30. Mai 1895

Friedrich Kohlrausch steht, wie allgemein bekannt, unter den deutschen Physikern gegenwärtig an der ersten Stelle. Da er überdies bereits seit 1884 correspondirendes Mitglied der Akademie ist, so scheint es überflüssig, seine Verdienste um die Wissenschaft hier nocheinmal ausführlich darzulegen.
Es mag deshalb genügen, daran zu erinnern, daß er weiterbauend auf der von Wilhelm Weber geschaffenen Grundlage vor Allem die Methoden elektrischer und magnetischer Maaßbestimmungen nach den verschiedensten Richtungen hin in fruchtbarster und eingreifendster Weise vervollkommnet hat.
Hierdurch wurde er in den Stand gesetzt, eine Reihe der schwierigsten und feinsten Fragen aus den betreffenden Gebieten mit Erfolg in Angriff zu nehmen und glücklicher Lösung entgegenzuführen.
So verdankt man ihm unter anderem höchst werthvolle, in theoretischer Hinsicht weite Ausblicke eröffnende Untersuchungen über Thermoelektricität, über den Zusammenhang des elektrischen Leitungsvermögen von Lösungen mit der Beweglichkeit ihrer Bestandtheile, über das elektrische Verhalten des ganz reinen Wassers u.s.w.
Die von ihm herrührenden Veröffentlichungen sind außerordentlich zahlreich und zeichnen sich sämmtlich durch die größte Zuverlässigkeit und Gründlichkeit sowie durch klare tiefdurchdachte Darstellung aus.
Des Werkes „Leitfaden für die praktische Physik“ das wegen seiner hohen Brauchbarkeit eine ganz ungewöhnliche Verbreitung fand und bereits 5 Auflagen erlebte, mag nur nebenher gedacht werden.
Die Unterzeichneten bringen deshalb Friedrich Kohlrausch zur Wahl als ordentliches Mitglied der mathematisch-physikalischen Klase in Vorschlag und zwar für die freie Fachstelle für Physik.

v. Bezold   Planck   Fischer   C. Klein
H. A. Schwarz   Fuchs   Landolt   Frobenius