Schreiben M. Plancks vom 29. Mai 1925 an den Präsidenten der Bayerischen Akademie der Wissenschaften M. v. Gruber über die Gründe für die Teilnahme der Berliner Akademie an der 200-Jahrfeier der Russischen Akademie der Wissenschaften

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Berlin, 29.5.1925

An den Präsidenten der Bayer. Akademie der Wissenschaften
Herrn Geheimrat Prof. Dr. v. Gruber

Hochverehrter Hr. Kollege!

In Beantwortung Ihres werten Schreibens vom 23. des Monats teile ich Ihnen ergebenst mit, daß die hiesige Akademie sich in ihrer gestrigen Sitzung mit der Einladung der Akademie der Wissenschaften von Rußland zu ihrer Jubiläumsfeier eingehend beschäftigt hat.
Die Akademie würdigt in vollem Maaße die hochpolitische Bedeutung dieser Einladung, und empfindet es gerade deshalb als eine Art Verpflichtung, die russische Akademie der Wissenschaften, deren Zusammensetzung ja heute im wesentlichen noch die nämliche ist wie früher im zaristischen Rußland, und die im Kriege jedenfalls hart mitgenommen wurde, in ihrer Stellung gegenüber den gegenwärtigen politischen Machthabern nach Kräften zu stärken und ihr zugleich eine Anerkennung dafür zu gewähren, daß sie auch während der Kriegszeit gegen die deutschen Gelehrten, insbesondere auch gegen ihre korrespondierenden Mitglieder in Deutschland, stets eine korrekte und kollegiale Haltung bewahrt hat.
In dieser Erwägung hat unsere Akademie beschlossen, die Einladung anzunehmen, vorbehaltlich der Zustimmung des vorgeordneten Ministeriums, und als Vertreter zwei ihrer Sekretare, nämlich Herrn Lüders und mich zur Teilnahme an der Feier zu entsenden.

Verehrungsvollst Ihr aufrichtig ergebener
P.
Quelle
Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Bestand Preußische Akademie der Wissenschaften, II-XIII-12, Bl. 136
egh. Konzept von M. Planck, dessen Ausfertigung als Abschrift auch an die Akademien in Göttingen, Heidelberg, Leipzig und Wien gesandt wurde