Antrag der Akademiesekretare an das Kultusministerium vom 30. November 1933, die durch den Austritt Albert Einsteins vakant gewordene hauptamtliche Stelle der physikalisch-mathematischen Klasse Max von Laue zu übertragen

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An das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung

Nach dem Ausscheiden des Professor Albert Einstein aus der Preußischen Akademie der Wissenschaften ist die Stelle eines im Hauptamt beschäftigten Mitglieds der physikalisch-mathematischen Klasse verfügbar geworden. Die Akademie hat die Absicht, dieses Hauptamt mit dem dazugehörigen Gehalt ihrem Mitglied dem Professor der theoretischen Physik Max v. Laue zu übertragen und erbittet dazu die Genehmigung des Ministeriums.
Zur Begründung dieses Antrags ist folgendes zu sagen. Schon seit einer Reihe von Jahren hat Prof. v. Laue die Erfahrung machen müssen, daß seine Forschertätigkeit, die sich neuerdings hauptsächlich auf dem von ihm selber erschlossenen Gebiet der Beugung von Röntgenstrahlen in Kristallen bewegt, und die er auch auf die später entdeckten Elektroneninterferenzen ausgedehnt hat, empfindlich leidet unter der ihm obliegenden Verpflichtung, an der Universität Berlin Vorlesungen zu halten. Während er im Unterricht fortgeschrittener Studirender durch Anregung und Ueberwachung selbstständiger Arbeiten volle Befriedigung findet und gern bereit ist, seine bisherige fruchtbare Tätigkeit in dieser Richtung auch weiter fortzusetzen, verursachen ihm die Vorlesungen vor einem größeren Kreis von Anfängern einen unverhältnismäßigen Verlust von Zeit und Kraft. Wenn man andererseits den Umstand in Betracht zieht, daß für den elementaren Unterricht in der theoretischen Physik an der Universität Berlin durch ein Ordinariat und durch mehrere jüngere Dozenten richtig gesorgt ist, so könnte nach der Meinung der Akademie eine merkliche Verbesserung der gegenwärtigen Verhältnisse dadurch erzielt werden, daß H(err) v. Laue von seinem Hauptamt und den damit verbundenen Verpflichtungen an der Universität entbunden wird und durch Uebernahme des verfügbaren Hauptamts in der Akademie die Möglichkeit gewinnt, seine Arbeit in eine wissenschaftlich wertvollere und ihn selber mehr befriedigende Richtung zu verlegen,
Wegen der näheren Bedingungen dieser beantragten Neuregelung wird das Ministerium gebeten, H(errn) v. Laue zu persönlichen Verhandlungen heranzuziehen.

Pr(eußische) Akad(emie) d(er) Wiss(enschaften)
Heymann   Lüders   Planck   von Ficker
Quelle
Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Bestand Preußische Akademie der Wissenschaften, II-III-43, Bl. 213
egh. Konzept von M. Planck
unterzeichnet von den vier beständigen Sekretaren E. Heymann, H. Lüders, M. Planck und H. v. Ficker