Bericht der Preußischen Akademie der Wissenschaften vom 13. November 1919 an das Kultusministerium über die Notwendigkeit einer baldigen Einrichtung der Zentralstelle für naturwissenschaftliche Berichterstattung

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Berlin, 13. Nov. 1919

An das Ministerium für Wissenschaft, Kunst u. Volksbildung
Auf den Erlaß vom 15. Sept. 1919 (U.IKN°1705)

Die Akademie hat ihr Interesse an der von den Herausgebern mehrerer großer naturwissenschaftlicher Bibliographien geplanten Arbeitsgemeinschaft und an der Errichtung einer Zentralstelle für dieselbe bereits zu wiederholten Malen, in ihren Berichten vom 12. Juni und vom 17. Juli d. J. zu bekunden Anlaß genommen. Sie begrüßt es daher mit besonderer Genugtuung, daß der Herr Reichsminister des Innern nach dem in der Anlage wieder beigegebenen Schreiben vom 22. August d. J. dem Unternehmen wohlwollend gegenübersteht und die Gewährung eines laufenden Reichszuschusses bei dem Herrn Reichsfinanzminister zu befürworten bereit ist. Den von Herrn Dr. Kerkhof ausgearbeiteten Kostenvoranschlag für den Betrieb der Zentralstelle hat die Akademie im Einzelnen geprüft und ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, daß die Summe von 41600 M. nicht nur nicht zu hoch gegriffen erscheint, sondern eher das Mindestmaaß der Aufwendungen darstellt, welche für einen geordneten gedeihlichen Betrieb der Zentralstelle unumgänglich erforderlich sind, ganz besonders, wenn man berücksichtigt, daß seit der Aufstellung jenes Kostenvoranschlags in Folge der fortschreitenden Verschlechterung der deutschen Valuta die Kosten für die Anschaffung der ausländischen Zeitschriften abermals erheblich gestiegen sind.
Aber alle diese Mehrausgaben werden sich deshalb nur um so notwendiger und nützlicher erweisen, weil sie noch übertroffen werden von den Ersparnissen, welche die einzelnen Referirorgane beim Eingreifen der Zentralstelle dadurch erzielen werden, daß künftig nur mehr ein einziges Exemplar für sämmtliche Organe angeschafft zu werden braucht.
Damit aber für alle Fälle eine sachgemäße Verwendung des von dem Reich für die Zentralstelle zu bewilligenden Zuschusses gewährleistet ist, dürfte es sich empfehlen, diesen Zuschuß als Ganzes der Akademie der Wissenschaften zuzuweisen, welche dann ihrerseits die angemessene Verteilung und Verausgabung der Gelder zu übernehmen in der Lage sein wird.
Dabei würde die Akademie auch die schon in ihrem Bericht vom 17. Juli angedeutete Erwägung im Auge behalten, daß im Falle einer günstigen Entwicklung des Unternehmens auch andern, in der Arbeitsgemeinschaft bisher noch nicht vertretenen wissenschaftlichen Fächern Gelegenheit gegeben werden kann, sich ihr anzuschließen und ihre Vorteile mit auszunutzen.
Schon in der letztvergangenen Zeit hat die Akademie wiederholt Anlaß genommen, einzelne der zur Arbeitsgemeinschaft zusammengetretenen Zeitschriften durch Gewährung außerordentlicher Zuschüsse zu fördern, so durch Bewilligung von 15000 M. an das Jahrbuch für die Fortschritte der Mathematik, von 10000 M. an das Jahrbuch für die Fortschritte der Physik. Sie wird auch der Zentralstelle gegenüber, falls es derselben durch die Unterstützung des Reiches ermöglicht werden wird ins Leben zu treten, mit entsprechendem tatkräftigem Interesse gegenüberstehen, wie sie ihr auch bereits für die Eröffnung ihrer Tätigkeit Räume in ihrem eigenen Gebäude zur Benutzung in Aussicht gestellt hat.
Die wichtigste Vorbedingung für den Erfolg des ganzen Unternehmens ist aber, daß dasselbe rechtzeitig, nämlich am 1. Januar 1920, seine Wirksamkeit beginnen kann. Denn jeder Monat Verzögerung würde die entgegenstehenden Schwierigkeiten, wozu mit in erster Linie die angekündigten Konkurrenzunternehmungen im Ausland gehören, vermehren und vervielfachen, während gegenwärtig noch gute Aussicht dafür besteht, daß es gelingen kann, die bisher allgemein als mustergültig anerkannte Arbeit der deutschen Bibliographie fortzusetzen und zu verbessern, und damit das Ansehen der deutschen Wissenschaft auch im Ausland aufrecht zu erhalten.

Pr. A. d. W.
Rubens   Diels   Roethe   P.
Quelle
Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Bestand Preußische Akademie der Wissenschaften, II-XIV-41, Bl. 22
egh. Konzept von M. Planck
unterzeichnet von den Sekretaren M. Rubner, H. Diels und G. Roethe, paraphiert von M. Planck