Protokoll über die Beratung in der Angelegenheit der
naturwissenschaftlichen Bibliographien am 4. Juli 1919
Nachm. 5½ Uhr.

Anwesend die HH. Liebisch, Schmidt, Rubens, G. Müller, Hellmann, Dr. Kerkhof, Prof. Scheel, Prof. Hesse, Prof. Lichtenstein, Prof. Cohn, und der Unterzeichnete

Nach einigen einleitenden Worten des Unterzeichneten, in welchen u. A. betont wurde, daß es sich hier nur um eine freie unverbindliche Aussprache handelt, auf Grund deren Hr. Dr. Kerkhof einen Bericht an das Reichsamt des Innern erstatten wird, legt zunächst Hr. Prof. Hesse die nach seiner Meinung zweckmäßigste Art der Ausgestaltung der zu bildenden Arbeitsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen Bibliographien dar. Die einzelnen Referirorgane müssen von einander völlig unabhängig bleiben. Doch soll eine Zentralstelle gegründet werden, welcher die folgenden Aufgaben zufallen: 1.) Beschaffung der Literatur 2.) Verteilung derselben an die Herausgeber der Bibliographien 3.) Sammlung der Arbeiten, über die referirt wurde, zu einer großen Bibliothek.
Ueber diese einzelnen Punkte fand sodann eine eingehende Besprechung statt, wobei die Interessen der verschiedenen Organe einzeln zur Sprache kamen.
Besondere Beachtung fand die Frage, ob und inwieweit der geplanten Zentralstelle ein amtlicher Charakter beizumessen ist, und wenn ja, ob dieselbe eine Staats- oder eine Reichsbehörde werden solle, Im ersteren Falle könnte man daran denken, sie der Akademie der Wissenschaften anzugliedern, im zweiten Falle, sie dem Kartell der deutschen Akademien zu unterstellen. Auf beiden Seiten ergeben sich Vorteile und Nachteile. Der amtliche Charakter empfiehlt sich aber durch die Vorteile, die er gewährt gegenüber den Verlagsbuchhändlern, den finanziellen Schwierigkeiten, den Patentschriften, den Portounkosten. Ein Beschluss wurde nicht gefaßt.

Im Anschluß an diese Besprechungen legten die Herausgeber

des Jahrbuchs über die Fortschritte der Mathematik (Lichtenstein)
der Fortschritte der Physik (Scheel)
des Chemischen Zentralblatts (Hesse)
des Astronomischen Jahresberichts (Cohn)
des Neuen Jahrbuchs für Mineralogie, Geologie u. Paläontologie (Liebisch)

eine Eingabe an das Reichsministerium des Innern vor, welche in dem Antrag gipfelt, es möchten die für das deutsche Büro der internationalen Bibliographie zur Verfügung gestellten Mittel nach erfolgter Auflösung desselben der neu geplanten Arbeitsgemeinschaft zugeführt werden, zugleich mit der Bitte an die Akademie, diese Eingabe mit empfehlenden Worten weiterzuleiten.
Der Unterzeichnete sagt die Erfüllung dieses Gesuchs zu, und wird dasselbe der phys. math. Klasse in der Sitzung v. 10. d. M. vorlegen. Doch wird zu betonen sein, daß auch die Fächer der Geographie u. der biologischen Wissenschaften eine wirtschaftliche Beihilfe für ihre Referirorgane dringend nötig haben.

Planck